Romanbeschreibung
Der bislang dramatischste Roman der Taunus-Ermittler Reihe in dem es die smarten Privat-Ermittler unter anderem mit einer mörderischen Sekte zu tun bekommen.
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Leseprobe
Stefan näherte sich geräuschlos den beiden Gangstern, die gerade den inzwischen zusammengesackten Ludipus ins Haus zu den anderen tragen wollten. Er war schon fast bei ihnen angekommen, als sie ihn doch bemerkten. Einer wollte noch seine Pistole ziehen, aber Stefan war schneller. Er wirbelte herum und trat sie dem Mann aus der Hand. Fast im gleichen Moment versetzte er dem anderen, der mit bloßen Fäusten auf ihn losgehen wollte, einen Handkantenschlag gegen den Hals. Der Mann ging wie ein nasser Sack zu Boden. Für den Bruchteil einer Sekunde hielt der erste Mann inne, und dieser Moment genügte Stefan, auch ihn mit einem Schlag außer Gefecht zu setzen, bevor er Alarm geben konnte.
Während Stefan Ludipus, der noch nicht völlig bewusstlos war und Widerstand leistete, kurzerhand auf seine Schulter lud, sah er zu Peter hinüber und nickte zufrieden, da auch der seine Widersacher kampfunfähig gemacht und mit Melissa auf dem Arm den Rückzug angetreten hatte.
Bis zu diesem Augenblick waren sie von den Leuten im Haus unentdeckt geblieben. Aber gerade als Stefan sich auf den Weg zum Rand der Lichtung machte, trat einer der Gangster heraus, erfasste die Lage mit einem Blick und handelte sofort. Er schrie Alarm, zog seine Waffe aus dem Gürtel und schickte dem Fliehenden, der etwa dreißig Meter Vorsprung hatte, zwei Kugeln hinterher. Sie schlugen direkt im Baum neben ihm ein und ließen die Rinde zersplittern. Glücklicherweise nahm der Gangster nicht sofort die Verfolgung auf, sondern wartete auf seinen Boss, der kurz darauf aus dem Blockhaus trat.
Unterdessen hatte Stefan dichteres Unterholz erreicht und nicht nur mit dem unwegsamen Gelände, sondern auch mit Ludipus, der anscheinend nur leicht betäubt war, seine liebe Mühe. Der junge Mann schlug mit kraftlosen, schlecht gezielten Hieben um sich, und als das alles nichts half, biss er Stefan kurzerhand in den Arm.
Stefan ließ ihn schnell zu Boden gleiten und setzte ihn mit einem kräftigen Faustschlag endgültig außer Gefecht.
Warum denn nicht gleich so, mein Freund, murmelte er, lud seine lebende Fracht wieder auf und setzte seinen Weg querfeldein über Wurzeln und Äste fort.
Er wunderte sich, dass ihm die Gegner nicht dichter auf den Fersen waren, aber es blieb kaum Zeit darüber nachzudenken, denn schon tauchte der befestigte Waldweg vor ihm auf. Als Stefan am Wegesrand ankam, sah er Peter bereits am Steuer seines Wagens sitzen, der ihm rückwärts entgegenkam.
Stefan riss die hintere Beifahrertür auf und warf Ludipus ziemlich unsanft zur tief bewusstlosen Melissa auf den Rücksitz. Rasch stieg er ein und Peter gab Vollgas.
Holger Blaschke starrte Stefan fassungslos nach, der mit Ludipus über der Schulter im Wald verschwand. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen, so verblüfft war er. Erst als sein Boss Hellmuth Adamski und dessen Bruder Heiner aus der Tür traten, hatte er sich wieder gefasst.
„Da…da…hat doch gerade jemand diesen, äh…Ludipus entführt“, presste er noch immer zutiefst irritiert hervor.
„Wie bitte?“ fragte Adamski. „Soll das ein Witz sein?“ Hast du etwa auch was von diesem Kraut genommen? Oder ist dir im Geist deine Oma erschienen?
Noch bevor Blaschke antworten konnte, rief Heiner Adamski vom Lagerfeuer her: „Melissa ist weg! Tom, Rob, Adi und Rudi wurden alle niedergeschlagen.“
Augenblicklich erfasste Adamski die Situation und rief: „Alle herkommen, wir müssen jetzt schnell handeln! Das müssen mindestens zwei sein gewesen sein. Holger, du bleibst hier und bringst die Sache zu Ende. Diejenigen, die Ludipus und Melissa haben, können unmöglich zu Fuß hier sein. Nach Westen können sie nicht, denn da sind die Waldwege unpassierbar. Nach Süden hätten sie an uns vorbeigemusst. Also stehen ihnen nur zwei Wege offen, nach Norden und nach Osten. Heiner, hol die restlichen Männer aus dem Haus. Wir verteilen uns auf zwei Wagen. Ich nehme den Geländewagen und die Holperpiste. Du fährst mit dem Cadillac nach Norden über den gut ausgebauten Weg. Die holen wir noch ein.“
In der Zwischenzeit waren die anderen längst aus dem Haus gekommen. „Herbert, du kommst mit mir“, sagte Hellmuth zu einem von ihnen. „Die anderen fahren mit meinem Bruder.“ Dann bestiegen die Männer die Wagen und rasten davon.
Die beiden Autos verfügten über eine Funkverbindung, und als sich an der Weggabelung ihre Wege trennten, funkte Hellmuth seinen Bruder an: „Wenn du sie vor dir hast, gib gleich Bescheid! Ich komme von der anderen Seite, und wir nehmen sie in die Zange.“
„Meinst du, wir kriegen sie noch, bevor sie an der Straße ankommen?“
„Die haben höchstens zehn Minuten Vorsprung und sind zu Fuß querfeldein im Wald verduftet. Bis sie ihr Auto erreicht haben, muss das ewig gedauert haben. Das ist unser Vorteil.“
Gerade als Hellmuth den Kontakt beendet hatte, funkte sein Bruder ihn an: „Ich sehe sie! Drei- oder vierhundert Meter vor mit fährt ein Wagen, das müssen sie sein. Aber vor der Straße hol ich sie nicht mehr ein.“
„Scheiße. Dann halt dich lieber zurück, bis ich da bin. Wir verfolgen sie gemeinsam, und sobald wir durch ein längeres Wald- oder Feldstück fahren, verwandeln wir ihre Karre samt Inhalt in ein Sieb.“
So ließen sie Stefan und Peter unbehelligt durch Brandoberndorf fahren, und als das Auto der beiden den Ort wieder verließ, schlossen der Landcruiser und der Cadillac-Seville schnell auf. Aus dem offenen Schiebedach des alten Amischlittens und aus der Beifahrerseite des Geländewagens ragte je ein Oberkörper eines Gangsters, und beide eröffneten mit Präzisionsgewehren das Feuer auf die Detektive.
„Guck an, wir bekommen Besuch“, sagte Peter und zeigte lässig mit der Hand nach hinten, als Adamski und seine Leute zu feuern begannen.
Stefan sah seinen Freund panisch an, und Peter meinte grinsend: „Ist doch gut, dass ich letzte Woche den Umbau noch geschafft habe. Eine stählerne Heckklappe mit Panzerglas, schusssichere Spritzlappen an den Hinterreifen- das macht den Wagen zwar schwerer und langsamer, aber…oha, wir sollten trotzdem einen Zahn zulegen.“
Peter gab Vollgas und reichte Stefan sein Handy.
„Rufe Steinmeier an und gib ihm unsere Position durch“, sagte er, gerade als eine Kugel den linken Außenspiegel durchschlug.
Peter riss instinktiv das Lenkrad herum und fuhr mit quietschenden Reifen durch die nächste Kurve. Die Verfolger blieben ihnen dicht auf den Fersen. Während Stefan wählte, erwischte es den rechten Außenspiegel. Peter nahm auch die nächste Kurve mit nahezu unverminderter Geschwindigkeit und erhöhte das Tempo auf der nun folgenden Geraden nochmals.
In dem Augenblick hob Max Steinmeier ab.
„Hier spricht Stefan Weimershaus. Um es kurz zu machen, wir werden verfolgt!
„Wo sind Sie?“
Während Stefan sprach, erreichten sie eine scharfe Linkskurve und gaben damit die Flanke des Wagens zum Abschuss frei. Die Gangster zögerten nicht, als sie ihre Chance erkannten, drosselten ihre Geschwindigkeit und feuerten aus allen Rohren.
„Wir sind…“, begann Stefan, da durchschlug eine Kugel die hintere Seitenscheibe und trat rechts wieder raus.
Steinmeier hörte die Schüsse und das berstende Glas und schrie ins Telefon: „Zum Donnerwetter, wo sind Sie?“
„Wir kommen gerade nach Weiperfelden“, sagte Stefan und war froh, dass ihre beiden Passagiere schlafend auf dem Rücksitz lagen, so waren sie unverletzt geblieben.
„Wir warten zwischen Espa und Hausen auf Sie. In der langgezogenen Rechtskurve beim Butzbacher Forsthaus bauen wir eine Straßensperre auf. Links lassen wir eine kleine Lücke für Sie, zum Durchfahren.“
Peter ging ohne zu bremsen in die langgezogene Linkskurve bei der Abzweigung nach Oes, aber es half nichts. Obwohl er einen kräftigen Motor unter der Haube hatte, verfügten ihre Verfolger über den stärkeren Wagen. Meter um Meter holten sie auf. Wenn jetzt nicht ein Wunder geschah…