Romanbeschreibung

Die Taunus-Ermittler sind wieder da. Was zuerst nach einem eher harmlosen Fall von Gewalt unter Schülern aussieht, wächst sich schnell zu einer Affäre aus, die die Detektive bis in höchste Kreise der Frankfurter Unterwelt führt. Und nachdem ein aussagebereiter Zeuge und seine Frau von ein paar Schlägern übel zugerichtet werden, geraten auch Peter und Stefan in Gefahr.

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Leseprobe

Kurze Zeit später gingen die Wegmanns untergehakt zur Endstation der Linie elf, die nicht weit von ihrer Wohnung entfernt lag. Unterwegs begegnete ihnen nur der alte Meier aus dem Nachbarhaus, der seinen Hund ausführte. Da es dunkel, trüb und auch ziemlich kühl war, schmiegten sich beim Gehen eng aneinander, schritten zügig voran und sprachen kaum ein Wort. Als sie unter der Eisenbahnbrücke kurz vor der Haltestelle hindurchgingen, hatte Herbert mit einem Mal den Eindruck, dass sie verfolgt würden. Als er sich umdrehte, glaubte er einen Mann im Schatten der Brücke verschwinden zu sehen.
Er sah sich vorsichtig um, nahm aber nichts Verdächtiges war. Ich sehe wohl schon Gespenster, dachte er.
Anita hatte die Anspannung, die für den Bruchteil einer Sekunde durch den Körper ihres Mannes gegangen war, sofort bemerkt.
„Was ist los, Schatz?“
„Nichts.“
„Du hast doch was. Das sehe ich dir an.“
„Nein.“
„Warum siehst dich dann dauernd um? Ich merk doch genau, dass dich etwas belastet.“
Ohne lange nachzudenken, platzte Herbert Wegmann damit heraus, dass er glaubte, verfolgt zu werden. Noch während er aussprach, bereute er den Satz.„Auf was hast du dich denn diesmal eingelassen? Hast du am Ende wieder gespielt und Schulden gemacht?“ „Um Gottes Willen, nein!“
In diesem Moment kam die Straßenbahn, ein älterer Zug mit zwei Wagen, um die Ecke gebogen und hielt direkt neben ihnen an. Herbert und Anita stiegen ein und setzten sich gleich hinter den Fahrer. So bekamen sie nicht mit, wie sich zwei Gestalten aus dem Schatten des Kiosks lösten und in den hinteren Wagen einstiegen. Als sich der Zug in Bewegung gesetzt hatte, sagte Herbert grinsend: „Irgendwie sehen wir in Anzug und Abendkleid hier drin deplaziert aus.“ „Schön und gut, aber trotzdem bist du mir noch eine Antwort schuldig. Was hast du nun schon wieder angestellt?“ „Nichts – wirklich.“ „Kann ich das wirklich glauben? Warum fühlst du dich verfolgt?“ „Hätte ich nur nichts gesagt. Ich will dich nicht beun…“, begann Herbert seufzend, dann wurde er vom Ansageband der Bahn unterbrochen: „Nächster Halt: Nied Kirche. Sie haben Umsteigemöglichkeiten zu den Bussen der Linien einundfünfzig und …“
Während sich ihr Mann nur zu gern ablenken ließ, bohrte Anita weiter: „Jetzt red endlich.“ „Ja, äh …“ „Sag, was los ist, halt mich nicht für dumm.“ „Also gut. Aber reg dich nicht auf. Die Blessuren, die Marco neulich aus der Schule mitgebracht hat, kam nicht von einem Sturz wie er behauptet.“ „Sondern? Hast du etwas damit zu tun?“ „Um Gottes Willen, nein!“, rief Herbert abermals.„Irgendjemand muss ihm das ja zugefügt haben. Marco rennt ja wohl kaum planlos durch die Gegend und knallt irgendwo gegen.“ „Natürlich nicht.“ „Verdammt, was ist es dann?“ „Marco wird von seinen Mitschülern gemobbt, verprügelt, erpresst und beraubt, weil er ihre Drogen nicht kaufen will. Das geht schon fast vier Wochen so.“ „Um Himmels Willen, Herbert, woher weißt du das?“ „Der Rektor hat mich gestern auf der Arbeit angerufen und gebeten, Marco abzuholen. Der Typ hat zwar alles heruntergespielt, aber von Marco hab ich erfahren, was da wirklich läuft.“ „Du bekommst doch noch gar keinen Urlaub. Warum hat er nicht mich angerufen?“ „Marco hat deine Handynummer auf die Schnelle nicht gefunden, aber die Visitenkarte von meiner neuen Firma in der Tasche. Der Rektor hat bei meinem Chef angerufen, und der hat mir gleich drei Stunden frei gegeben.“ „Das finde ich sehr anständig. Vielleicht hast du ja mit dieser Firma das große Los gezogen?“ „Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn.“ „Ach Herbert, mach dich doch nicht immer selbst so klein. Sag lieber, was hast du unternommen? Hast du die Polizei informiert?“ „Das nicht, aber als ich zur Schule kam, war dort ein Detektiv unterwegs. Ich hab erst gedacht, der Rektor hätte ihn engagiert, damit diesen kleinen Möchtegern-Gangstern Einhalt geboten wird.“ „Hat er das nicht?“ „Nein, der duckt sich weg und verschließt die Augen. Die Mutter eines Mädchens, das auch erpresst wird, hat den Detektiv über ihren Anwalt kontaktiert.“ „Die Frau hat Mumm.“ „Finde ich auch. Ach ja, morgen früh um zehn kommt der Detektiv zu uns nach Hause. Ich habe mich bereiterklärt, ihm alles zu sagen, was wir wissen, auch wenn es nicht viel ist.“ „Sehr gut. Und jetzt hast du Angst, es könnte jemand mitbekommen haben?“ „Ja, in der Tat“ „Wir sollten versuchen, ruhig zu bleiben“, sagte Anita, „so schrecklich das alles ist: Das sind trotz allem nur Kinder.“ „Wenn ich meine kluge Frau nicht hätte!“, sagte Herbert Wegmann und legte ihr den Arm um die Schulter. Was er nicht sagte, war, dass er sich da ganz und gar nicht sicher war. Von irgendwem mussten diese Kinder ihre Rauschmittel schließlich beziehen, und diese Lieferanten würden sich nicht gern in die Suppe spucken lassen.

„Mönchhofstraße“, riss die Ansage in der Straßenbahn die beiden aus ihren Gedanken, und sie mussten sich beeilen auszusteigen. Herbert Wegmann sprang aus der Tram und half seiner Frau beim Aussteigen, die mit ihrem langen Abendkleid und den brandneuen High Heels nicht sehr beweglich war.
Dennoch kamen sie schnell voran, was bestimmt auch daran lag, dass es Frau Wegmann in der stellenweise nicht sehr gut ausgeleuchteten Mönchhofstraße ziemlich unheimlich war. Die am Tag so lebhafte Industriestraße, die an der linken Seite von Kleingärten gesäumt wurde, lag nun, da die Nacht hereingebrochen war, wie ausgestorben vor ihnen. Leider war die neue Arbeitsstätte ihres Mannes ganz am Ende der Straße, sodass es der an sich recht mutigen Frau mit jedem Schritt mulmiger wurde.
„Mein Gott, ist es hier düster, so richtig unheimlich“, sagte sie leise, und Herbert antwortete: „Ja, lass uns noch ein wenig schneller gehen.“ „Wie soll ich das mit meinen Schuhen machen?“ „Nimm sie in die Hand.“ „Dann sind die Strumpfhosen hin.“ Herbert, der eigentlich ‚Verstehe einer die Frauen‘ sagen wollte, verkniff es sich und zog, da auch er kein wirklich gutes Gefühl hatte, seine Frau einfach etwas schneller mit sich. Kurz darauf tauchten die beiden Gebäude des recht großen Betriebes vor ihnen im Dunkeln auf, und obwohl der Firmenhof beleuchtet war, fiel nur wenig Licht auf den Gehsteig hinaus. Auch drang von der fröhlichen Feier, die in der Firmenkantine stattfand, kaum ein Laut nach draußen.
Aber gerade als sie in den Hof einbiegen wollten und Herbert erleichtert zu seiner Frau sagte: „Schatz, wir haben es geschafft“, passierte es. Zwei kräftige, völlig in schwarz gekleidete und mit Sturmhauben maskierte Gestalten versperrten ihnen den Weg.